Gegen die Mauer des Schweigens

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Angehörige von Suizidopfern trauern anders: Wanderausstellung zur „Woche für das Leben“

Quelle: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt „Aus dem Bistum“ | Nr. 18 | 5. Mai 2019, Fotos: Seefried

Im Rahmen der „Woche für das Leben“ war in Wemding die Wanderausstellung „Suizid – keine Trauer wie jede andere“ zu sehen. Diakon Thomas Rieger sagte zur Begrüßung, Ziel der Ausstellung sei es, die Mauer des Schweigens um einen Suizid zu durchbrechen und die Trauer danach ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Auf den Ausstellungswänden werden die Aspekte der Trauer nach der Selbsttötung eines Menschen beleuchtet. Ferner finden sich Informationen über den richtigen Umgang mit dem Thema. Als Vertreterin der Diözese war Ordinariatsrätin Barbara Bagorski, Leiterin der Abteilung Diakonale Dienste, anwesend. Dritter Bürgermeister Gottfried Hänsel nahm für die Stadt Wemding an der Eröffnung teil. Mit Konrad Bayerle begrüßte er nicht nur den zuständigen Dekan, sondern auch einen aktiven Notfallseelsorger.

Persönlich betroffen

Ursula Mai vom Verein Angehörige um Suizid (AGUS) stellte dessen Ziele vor. Sie ist persönlich in der Familie von dem Thema betroffen. Bei einem Suizid stehe für die Angehörigen oft die Frage nach dem „Warum“ massiv im Vordergrund, da die Schuldfrage ein riesiges Problem darstelle, betonte Mai. Sabine Kölbel vom Sozial-psychiatrischen Dienst Donauwörth betonte, ihre Beratungsstelle richte sich an all jene, die sich in einer Krisensituation befänden oder psychische Probleme hätten. Gespräche und Hilfen seien auch anonym und kurzfristig möglich. Teresa Loichen vom Fachbereich Lebensschutz der Diözese erklärte, die „Woche für das Leben“ werde seit 25 Jahren auf Bundesebene organisiert. Sie sei ein Beitrag zum Schutz des Lebens, unabhängig von Alter, Grad der Krankheit oder Behinderung beziehungsweise der jeweiligen Lebenssituation. Bei der diesjährigen Woche gehe es um die Enttabuisierung und Entmystifzierung von Suizid und der davon Betroffenen – sowie darum, einander achtsamer und sensibler zu begegnen, sagte Loichen. Dazu zähle, mögliche Anzeichen von Traurigkeit, Depression oder suizidalen Gedanken zu erkennen sowie Menschen zu begleiten, die um einen Verstorbenen trauern. Lebensschutz sei ein sperriger Begriff, doch im Dasein für Andere in Beruf und Alltag werde er greifbar und bleibe nicht abstrakt. Dieter Lenzenhuber vom Traumahilfe-Netzwerk Augsburg & Schwaben erklärte, seine Organisation engagiere sich seit über zehn Jahren dafür, den Betroffenen die Angst zu nehmen und Vorgänge wahrzunehmen, damit das soziale Umfeld trage. In Krisen komme es darauf an, Personen zu kennen. Wichtig sei es, die verschiede-nen Hilfen zu vernetzen, um den Menschen zu helfen. „Dabei wäre eine Trauma-Ambulanz an einer der Kliniken in Nordschwaben eine wertvolle Hilfe“, so Lenzenhuber.

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Fotos: Lenzenhuber

Hilfe im Notfall

Rieger, der selbst als Notfallseelsorger tätig ist, berichtete über die Arbeit der Psychosozialen Notfallversorgung. Bei einem Einsatz von Krisenintervention oder Notfallseelsorge sei es sehr wichtig, den Betroffenen nach der unmittelbaren Hilfe weitere Personen vermitteln zu können, die in den Tagen und Wochen danach weiterhelfen können. Wichtig sei hier auch die Telefonseelsorge. Rieger sagte, für ihn würde ein großer Wunsch in Erfüllung gehen, wenn sich im Nachgang der Ausstellung eine AGUS-Gruppe im Raum Nordschwaben gründen würde. Im Anschluss standen die Vertreter der Einrichtungen noch für Gespräche zur Verfügung. Danach besuchten die Gäste die Tragikomödie „Suicide Club“ in den Wemdinger Lichtspielen. see/bbDie Ausstellung wird vom 4.-10. Mai in Schwabach (St. Peter und Paul, Werkvolkstraße 16) und vom 10.-17. Mai in Nürnberg (Haus Eckstein, Burgstraße 1-3) gezeigt.